Wenn die Psyche Achterbahn fährt: PMDS verstehen, einordnen und Wege zurück zur Stabilität finden


Vor etwa drei Jahren, 2022, suchte ich nach Antworten auf etwas, das sich nicht mehr wie „normales PMS“ anfühlte. Ich googelte „Depression vor der Periode“ – und stieß zum ersten Mal auf PMDS, die Prämenstruelle Dysphorische Störung.

Endlich hatte das, was mich regelmäßig überrollte – diese Schwere, die sich nicht abschütteln ließ – einen Namen. Doch der Weg von diesem ersten Aha-Moment bis zur Diagnose war lang. Geprägt von tiefen Krisen, von dem Gefühl, mich selbst zu verlieren.

Mit diesem Artikel möchte ich dir nicht nur fundiertes Wissen über PMDS geben, sondern dir auch zeigen: Es gibt Wege zurück zur Balance & Harmonie.


Was ist PMDS – und warum betrifft sie nicht „nur“ den Körper?

PMDS ist eine schwere Verlaufsform des bekannten Prämenstruellen Syndroms (PMS). Während bei PMS oft körperliche Beschwerden im Vordergrund stehen, trifft PMDS vor allem die Psyche – und zwar mit Wucht.

Typische Symptome:

  • Depressive Verstimmungen, die sich wie ein dunkler Schleier über alles legen
  • Hoffnungslosigkeit, als gäbe es kein Danach
  • Reizbarkeit und plötzliche Wutausbrüche, oft aus dem Nichts
  • Innere Unruhe und Angstzustände, die den Schlaf rauben
  • Energieverlust und das Gefühl völliger Erschöpfung

Diese Symptome treten meist in der zweiten Zyklushälfte (Lutealphase) auf – und verschwinden oft schlagartig mit Beginn der Menstruation. Diese klare Abgrenzung zum „Rest des Monats“ ist ein typisches Kennzeichen der PMDS.


Warum passiert das? – Hormone und das Gehirn im Zusammenspiel

Der weibliche Zyklus beeinflusst nicht nur den Körper – sondern wirkt auch auf das zentrale Nervensystem. Besonders in der zweiten Zyklushälfte, der sogenannten Lutealphase, verändert sich das hormonelle Milieu spürbar.

Nach dem Eisprung steigt Progesteron stark an, während Östrogen abfällt. Genau diese Veränderungen scheinen bei einigen Frauen das neurochemische Gleichgewicht im Gehirn zu beeinflussen – vor allem in Bezug auf das sogenannte serotonerge System, das für Stimmung, Schlaf und emotionale Stabilität mitverantwortlich ist.

Was dabei eine Rolle spielt:

  • Progesteron und seine Abbauprodukte (z. B. Allopregnanolon) wirken normalerweise beruhigend und angstlösend. Ihr Rückgang kann daher Unruhe, Reizbarkeit oder Schlafprobleme begünstigen.
  • Östrogen beeinflusst indirekt die Verfügbarkeit von Serotonin – einem wichtigen Botenstoff für Stimmung und Antrieb. Bei einem starken Abfall kann es zu emotionaler Instabilität kommen.
  • Zusätzlich zeigen einige Studien, dass Frauen mit PMDS empfindlicher auf diese normalen Hormonveränderungen reagieren – was zu einer Art „Stressverstärkung“ führen kann. Hier spielt möglicherweise auch Cortisol (das Stresshormon) eine Rolle.

Kurz gesagt: Die hormonellen Schwankungen an sich sind normal – aber bei PMDS scheint das Gehirn besonders empfindlich auf sie zu reagieren.


PMDS oder Depression? – Der entscheidende Unterschied

Obwohl PMDS sich wie eine Depression anfühlen kann, handelt es sich um zwei verschiedene Störungsbilder:

PMDS vs Depression

Eigenschaft PMDS Klinische Depression
Zeitlicher Verlauf Beschränkt auf die Lutealphase des Zyklus Zeitlich unbegrenzt, teil chronisch
Symptomdauer Verschwinden mit Beginn der Menstruation Mindestens zwei Wochen bis Monate
Auslöser Normale hormonelle Veränderungen Multifaktoriell (z. B. Genetik, Umwelt)
Behandlungsschwerpunkt Hormonausgleich, SSRI Psychotherapie, Antidepressiva


Der erste Schritt: Dein Zyklus-Tagebuch

Bevor du Hilfe suchst, lohnt sich oft ein einfacher, aber wirksamer Schritt: Beobachten.

Ein Zyklus-Tagebuch hilft dir, Muster zu erkennen und Zusammenhänge zwischen Stimmung, Schlaf, Ernährung und Zyklus herzustellen.

So geht’s:

  • Trage täglich Stimmung, Energie, Schlaf, körperliche Beschwerden ein
  • Nach wenigen Zyklen erkennst du wiederkehrende „kritische Tage“
  • Plane wichtige Termine außerhalb dieser Phasen, wenn möglich

Was dir helfen kann – 5 wirksame Ansätze

1. Ernährung gezielt unterstützen

Was du isst, beeinflusst dein hormonelles Gleichgewicht und deine Stimmung.

  • Magnesium → entspannend, nervenstärkend (z. B. Spinat, Nüsse, Vollkorn)
  • Vitamin B6 → reguliert Hormone & Stimmung (z. B. Bananen, Avocados)
  • Omega-3-Fettsäuren → stimmungsstabilisierend (z. B. Lachs, Walnüsse)
  • Zucker & Koffein reduzieren → weniger Schwankungen, bessere Schlafqualität

👉 Lies auch: PMDS und Nahrungsergänzungsmittel: Was hilft wirklich?


2. Bewegung & Stressabbau

Schon 30 Minuten Spazierengehen pro Tag können viel bewirken.

  • Sport kurbelt Endorphine („Glückshormone“) an
  • Yoga, Pilates: Bewegung plus Entspannung
  • Progressive Muskelentspannung, Atemübungen: Nervensystem beruhigen

Kleiner Schritt = große Wirkung. Auch ein kurzer Gang an die frische Luft zählt.


3. Hormonelle Unterstützung

Manche Frauen profitieren von hormonellen Behandlungen:

  • Antibabypille → kann hormonelle Schwankungen unterdrücken
  • Hormonspirale → wirkt lokal, oft mit weniger Nebenwirkungen

Aber: Diese Optionen sind individuell verschieden wirksam. Eine ärztliche Beratung ist hier entscheidend.


4. Medikamente gezielt einsetzen

Wenn nichts mehr hilft: SSRI (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) sind eine wirksame Möglichkeit – besonders, wenn die Symptome stark sind.

Ich selbst habe diesen Weg erst spät gewählt – und bereue es rückblickend. Innerhalb von zwei Tagen spürte ich eine deutliche Verbesserung. Auch wenn SSRI nicht bei allen Frauen wirken, lohnt es sich, offen mit der Ärztin oder dem Arzt über diese Option zu sprechen.


5. Psychotherapeutische Begleitung

PMDS ist nicht „nur hormonell“. Sie greift tief in dein Selbstbild, deinen Alltag, deine Beziehungen ein.

Besonders hilfreich:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) → Denkmuster verändern
  • Lösungsorientierte Kurzzeitmethoden → kleine Schritte, spürbare Wirkung

Psychotherapie gibt dir einen Raum für dich – zum Verstehen, Sortieren und Stärken.


Wann du dir Hilfe holen solltest

Wenn du merkst, dass die Symptome dein Leben nachhaltig einschränken, ist der richtige Zeitpunkt für Unterstützung.

  • Du funktionierst nicht mehr im Alltag
  • Du erkennst dich selbst nicht mehr wieder
  • Du fühlst dich regelmäßig hilflos oder verzweifelt

Es gibt spezialisierte Gynäkolog:innen, erfahrene Psychotherapeut:innen – und auch PMDS-Coaches, die dich begleiten können. Du bist nicht allein.


Mein Weg: Von Kontrollverlust zur Selbstwirksamkeit

Ich habe vieles ausprobiert: Ernährung, Bewegung, pflanzliche Mittel, Hormonspirale. Doch erst der Schritt zu SSRI brachte den Durchbruch – für mich.

Heute weiß ich: PMDS ist Teil meines Lebens – aber sie bestimmt nicht mehr, wer ich bin.

Jede Frau muss ihren eigenen Weg finden. Ich wünsche mir, dass du Unterstützung bekommst, bevor es zu schwer wird. Und dass du erkennst: Es gibt Wege zurück in deine Kraft.

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