Wie hormonelle Prozesse, Evolution und Neurowissenschaft dein Erleben prägen – und wie du gezielt damit umgehen kannst


Klar sehen, klar denken – auch in der zweiten Zyklushälfte?

Vielleicht kennst du das: Tage vor deiner Periode bist du schneller gereizt, verletzlicher oder innerlich unruhig. Situationen, die dich sonst kaum berühren, wirken plötzlich überwältigend. Dieses Empfinden ist weit verbreitet – und biologisch nachvollziehbar.

Ob du unter leichten Stimmungsschwankungen leidest oder besonders stark betroffen bist: Die Lutealphase beeinflusst, wie du denkst, fühlst und reagierst. Vor allem bei der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) wird diese Zeit zur echten Belastung – und gleichzeitig häufig unterschätzt.


Gereizt vor der Periode: Was steckt dahinter?

Deine Reizbarkeit ist kein Zufall. Sie hat Ursachen, die tief in hormonellen und neurologischen Prozessen verwurzelt sind – und evolutionär sogar sinnvoll waren. Der erste Schritt zur Veränderung beginnt mit dem Verständnis dieser Zusammenhänge.

PMS oder PMDS?

  • PMS: Stimmungsschwankungen, innere Unruhe, körperliche Symptome wie Spannungsgefühle oder Kopfschmerzen.
  • PMDS: Deutlich stärkere psychische Symptome – depressive Verstimmungen, Angstgefühle, Reizbarkeit und Erschöpfung, oft mit hohem Leidensdruck und sozialem Rückzug.

Rund 3–8 % aller menstruierenden Frauen sind von PMDS betroffen. Häufig bleibt es unerkannt – oder wird als „Überempfindlichkeit“ abgetan.


Die hormonellen Hintergründe

Während der Lutealphase – der Zeit nach dem Eisprung bis zur Menstruation – verändern sich die Spiegel zweier zentraler Hormone besonders stark:

Progesteron – der zweischneidige „Beruhiger“

  • Steigt in der Lutealphase deutlich an.
  • Kann entspannend wirken, aber auch Müdigkeit, emotionale Schwere und Antriebslosigkeit fördern – besonders bei Frauen mit PMDS.

Östrogen – der „Stimmungsstabilisierer“

  • Sinkt spürbar ab.
  • Mit ihm sinkt auch die Serotoninproduktion. Das kann Reizbarkeit, Traurigkeit und innere Anspannung auslösen.

Dieses hormonelle Ungleichgewicht kann besonders in unserer leistungsorientierten Alltagswelt zur Herausforderung werden.


Evolutionäre Perspektive: Warum Reizbarkeit früher sinnvoll war

Was heute als „zu emotional“ gilt, war in früheren Zeiten ein Schutzmechanismus:

  • Wachsamkeit: In der sensiblen Phase vor der Menstruation waren Frauen besonders aufmerksam – potenzielle Gefahren konnten schneller erkannt werden.
  • Beziehungssensibilität: Störungen im sozialen Gefüge fielen stärker auf. Das diente der Gruppensicherheit.
  • Rückzug als Ressourcenschonung: Energie wurde gespart, um sich auf mögliche Schwangerschaft oder Heilung vorzubereiten.

Heute steht dieser biologische Rhythmus häufig im Widerspruch zu gesellschaftlichen Erwartungen.


Wenn Alltag und Biologie kollidieren

1. Moderne Anforderungen verstärken die Symptome

  • Termine, Verantwortung, ständige Erreichbarkeit: Der Körper signalisiert Rückzug, aber der Alltag verlangt Präsenz.
  • Diese Kollision ist ein zentraler Grund, warum sich Reizbarkeit und emotionale Belastung vor der Periode heute so intensiv anfühlen.

2. Fehlendes Verständnis im Umfeld

  • Früher stützten Frauen sich gegenseitig – heute erleben viele diese Zeit isoliert.
  • Am Arbeitsplatz oder im Familienalltag fehlt oft das Wissen um hormonell bedingte Schwankungen.

3. Stigmatisierung emotionaler Reaktionen

  • Reizbarkeit wird häufig als Schwäche interpretiert.
  • Viele Frauen versuchen, ihre Symptome zu verbergen – was zusätzlichen inneren Druck erzeugt.

Neurologische Zusammenhänge: Warum du nicht „einfach entspannen“ kannst

Überaktive Amygdala

Die Amygdala – zuständig für emotionale Reize – reagiert in der Lutealphase stärker. Selbst harmlose Auslöser erscheinen plötzlich bedrohlich.

Erhöhte Cortisolausschüttung

Das Stresshormon Cortisol ist bei PMDS häufig erhöht. Die Folge:

  • Daueranspannung
  • schnelle Reizbarkeit
  • Schlafprobleme

Weniger Aktivität im präfrontalen Kortex

Der Bereich im Gehirn, der für rationales Denken und Impulskontrolle zuständig ist, wird weniger aktiv. Dadurch fällt es schwerer, ruhig zu bleiben oder Konflikte nüchtern zu betrachten.

Diese neurologischen Veränderungen zeigen deutlich: Deine Reaktion ist biologisch erklärbar – nicht übertrieben.


Was du konkret tun kannst, wenn du gereizt vor der Periode bist

1. Verstehen statt bewerten

Erkenne: Deine Reizbarkeit ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein natürlicher Hinweis deines Körpers. Sie zeigt, dass du in einer besonders sensiblen Phase bist.

2. Strategien für den Alltag

Ruhepausen einplanen
Plane bewusst entspannte Phasen – ohne Reue. Spaziergänge, Lesen oder einfach bewusstes Durchatmen helfen dem Nervensystem, sich zu regulieren.

Ernährung gezielt nutzen
Nährstoffe wie Magnesium, Vitamin B6 und Omega-3-Fettsäuren wirken stabilisierend. Empfehlenswerte Lebensmittel: dunkle Schokolade (hochprozentig), Avocados, Nüsse, Lachs, Leinsamen.

Leichte Bewegung integrieren
Bewegung senkt Cortisol und fördert das emotionale Gleichgewicht. Schon 20 Minuten am Tag wirken stabilisierend – auch in dieser sensiblen Zeit.

3. Emotionale Selbstfürsorge

Tagebuch führen
Notiere Gedanken, Emotionen, Auslöser – und auch, was dir guttut. So erkennst du wiederkehrende Muster und kannst gezielter gegensteuern.

Offen kommunizieren
Sprich mit Partner:innen, Freund:innen oder Kolleg:innen. Ein einfaches „Ich brauche gerade etwas Ruhe“ schafft Verständnis und Verbindung.

4. Unterstützung annehmen

Professionelle Begleitung
Wenn die Symptome deinen Alltag stark beeinflussen, kann ein individuell angepasstes Coaching oder eine Therapie sinnvoll sein.
Bei HirnHarmonie arbeiten wir mit gezielter Gesprächsführung – z. B. dem idiolektischem Coaching – um deine innere Sprache als Ressource zu nutzen.

Austausch mit anderen Betroffenen
In Selbsthilfegruppen oder Online-Communities erfährst du: Du bist nicht allein. Geteilte Erfahrungen entlasten – und stärken.


Fazit: Reizbarkeit ist kein Zufall – sondern ein Signal

Wenn du gereizt vor der Periode bist, kämpfst du nicht gegen dich selbst – dein Körper sendet dir Hinweise. Hinweise auf innere Umstellungen, auf alte Schutzmechanismen und auf Bedürfnisse, die gehört werden wollen.

Mit Verständnis, Selbstfürsorge und professioneller Unterstützung kannst du diese Phase nicht nur überstehen, sondern sogar zur Ressource machen.

Denn: Klar sehen. Klar denken. Besser fühlen – beginnt mit dem bewussten Umgang mit deinem inneren Erleben.


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