Von Hormonen, Neurotransmittern und Lebensumständen – warum PMDS so individuell ist.
Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) ist weit mehr als „nur schlechtes PMS“. Sie ist eine ernstzunehmende, zyklusabhängige Störung, die tief in den Alltag eingreifen kann – emotional, körperlich und sozial. Was sie so herausfordernd macht: Ihre Ursachen sind vielschichtig. Sie reichen von hormonellen Prozessen über genetische Faktoren bis hin zu Umwelteinflüssen und emotionaler Belastung.
In diesem Artikel bekommst du ein klareres Bild davon, was in deinem Körper (und Gehirn) bei PMDS passiert – und warum es oft nicht die eine Ursache gibt, sondern ein Zusammenspiel vieler innerer und äußerer Einflüsse.
1. Hormonelle Empfindlichkeit – der Hauptauslöser
Hormonelle Schwankungen begleiten jeden Zyklus. Doch nicht jede Frau entwickelt PMDS. Der Unterschied liegt in der besonderen Empfindlichkeit des Gehirns auf ganz normale Hormonveränderungen, vor allem in der Lutealphase (zwischen Eisprung und Menstruation).
Wie Hormone PMDS beeinflussen:
- Östrogen & Progesteron: Nach dem Eisprung steigt Progesteron – und fällt kurz vor der Periode rapide ab. Bei PMDS-Betroffenen führt dieses Absinken zu einer Kettenreaktion im emotionalen Gleichgewicht.
- Allopregnanolon: Dieses Abbauprodukt von Progesteron wirkt eigentlich beruhigend über den GABA-Rezeptor. Bei PMDS kann es paradox wirken – anstatt zu entspannen, werden Unruhe, Reizbarkeit und Angst verstärkt.
Wichtig: PMDS ist keine Hormonstörung, sondern eine neurochemische Reaktion des Gehirns auf Hormone.
2. Serotonin und die Rolle von Neurotransmittern
PMDS ist eng mit dem Serotoninhaushalt verknüpft. Serotonin reguliert Stimmung, Schlaf, Appetit und Stresstoleranz – und sinkt in der Lutealphase stärker ab als bei Frauen ohne PMDS.
Was passiert bei einem Serotonin-Ungleichgewicht?
- Verstärkte Reizbarkeit, Traurigkeit, Schlafprobleme, Heißhunger
- Weniger emotionale Stabilität
- Stärkere körperliche Symptome wie Schmerzen oder Müdigkeit
3. Genetik: Die individuelle Veranlagung
PMDS kann familiär gehäuft auftreten. Besonders relevant sind Gene, die den Serotonin-Stoffwechsel und den GABA-Rezeptor beeinflussen. Sie könnten erklären, warum das Gehirn bei manchen Frauen empfindlicher reagiert.
Wissenschaftlich belegt: Nicht die Hormone selbst, sondern wie dein Gehirn sie verarbeitet, macht den Unterschied.
4. Entzündungsprozesse – das stille Feuer im Körper
Chronisch niedrige Entzündungen („Low-Grade-Inflammation“) könnten PMDS verstärken. Erhöhte Werte entzündungsfördernder Zytokine wurden bei vielen Betroffenen festgestellt.
Was Entzündungen fördern kann:
- Dauerstress
- Schlafmangel
- Zuckerreiche, verarbeitete Ernährung
Entzündungen beeinflussen das Hormonsystem und die Neurotransmitter – und machen das emotionale Gleichgewicht noch wackeliger.
5. Östrogendominanz – Verstärker, nicht Ursache
Wenn das Verhältnis zwischen Progesteron und Östrogen nicht mehr stimmt, spricht man von relativer Östrogendominanz. Sie ist kein Auslöser, kann aber Symptome verstärken.
Typische Folgen:
- Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Wassereinlagerungen
- Reduzierte Wirkung von GABA und Serotonin
- Verstärkung der körperlichen und emotionalen Beschwerden
Risikofaktoren – wer ist besonders gefährdet?
Nicht jede Frau mit Hormonschwankungen entwickelt PMDS. Doch einige Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit:
1. Psychische & emotionale Belastungen
- Frühere Traumata oder chronischer Stress können die Stressregulation verändern.
- Depressionen oder Angststörungen in der Vorgeschichte sind kein Muss, aber ein Risikofaktor.
Sprache und Erleben sind eng verknüpft – belastende Erlebnisse wirken oft nach, vor allem in sensiblen Phasen wie der Lutealphase.
2. Lebensstil & Ernährung
- Zucker, verarbeitete Fette und Koffein fördern Entzündungen.
- Bewegungsmangel reduziert die natürliche Produktion von Serotonin.
- Schlafmangel stört die hormonelle Balance.
Tipp: Magnesium, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und ein bewusster Lebensstil können unterstützend wirken – ersetzen aber keine gezielte Therapie.
3. Chronischer Stress
- Cortisol, das Stresshormon, wirkt direkt auf den Hormonhaushalt.
- Langfristig hohe Cortisolwerte machen das Gehirn empfindlicher gegenüber hormonellen Schwankungen.
4. Hormonelle Vorerkrankungen
- PCOS, Endometriose und andere hormonelle Erkrankungen gehen oft mit stärkeren Schwankungen einher – und erhöhen so das Risiko für PMDS.
5. Familiäre Häufung
- Wenn Mutter oder Schwester an PMDS oder hormonellen Störungen leiden, ist die Wahrscheinlichkeit höher, selbst betroffen zu sein.
Umweltfaktoren – der Verstärker im Alltag
PMDS entsteht nicht durch äußere Umstände allein, aber sie können Symptome massiv verstärken:
- Stressige Beziehungen
- Hoher Leistungsdruck im Beruf
- Mangel an emotionaler Unterstützung
Deine Umgebung ist kein Auslöser, aber oft ein Verstärker – genau wie bei einem Radiosender, der plötzlich lauter wird, obwohl die Melodie dieselbe bleibt.
Was kannst du tun?
🌀 Zyklus-Tracking
Beobachte dein emotionales und körperliches Erleben über mehrere Zyklen hinweg. So erkennst du Muster und kannst gezielt handeln – auch gemeinsam mit Therapeut:in oder Ärzt:in.
- Kostenfreies Zyklustagebuch herunterladen
🧠 Sprache als Ressource
Im idiolektischen Coaching finden wir heraus, welche Worte DU für dein Erleben nutzt – und wie sie sich auf deine Wahrnehmung auswirken. Dein inneres Erleben bekommt damit Struktur und Klarheit.
🌿 Lebensstil & Stressmanagement
- Stress reduzieren
- Ernährung anpassen
- Bewegung und Schlaf bewusst gestalten
Kein Allheilmittel – aber wichtige Stellschrauben, um dein System zu stabilisieren.
💊 Medikamente (nach ärztlicher Beratung)
- SSRIs (gezielte Serotoninunterstützung in der zweiten Zyklushälfte)
- Hormonelle Verhütung, um Schwankungen abzuflachen
- Anxiolytika oder Schmerzmittel bei starken Symptomen
Tipp: Lies hier gern den Artikel zu den verschiedenen Behandlungsansätzen bei PMDS
Fazit: PMDS verstehen heißt, die eigene Sprache des Körpers zu erkennen
PMDS ist kein Zeichen von Schwäche – sondern Ausdruck eines hochsensiblen Zusammenspiels zwischen Gehirn, Körper und Umwelt. Indem du die Zusammenhänge verstehst, kannst du Selbstwirksamkeit entwickeln und neue Wege im Umgang mit deinen Symptomen finden.
Bei HirnHarmonie unterstütze ich dich dabei, deine individuelle Sprache zu erkennen – auch in Bezug auf PMDS. So entstehen neue Perspektiven und ein klarerer Blick auf dich selbst.
Klar sehen. Klar denken. Besser fühlen.