Worte wirken. Besonders dann, wenn sie in Konflikten ausgesprochen werden.
Frauen mit PMDS (prämenstruelle dysphorische Störung) erleben regelmäßig emotionale Ausnahmezustände – und oft geraten dabei auch Beziehungen ins Wanken.
Wenn die Lutealphase zur Zerreißprobe wird
Fühlst du dich vor deiner Periode plötzlich gereizt, traurig oder explodierst scheinbar ohne Vorwarnung? Und belastet das immer wieder eure Beziehung?
Viele Frauen berichten genau davon – besonders in der zweiten Zyklushälfte, der sogenannten Lutealphase. In dieser Zeit treten bei PMDS nicht nur körperliche, sondern auch intensive emotionale Symptome auf: plötzliche Wutanfälle, Verzweiflung oder das Gefühl, innerlich zerrissen zu sein. Für dich selbst schwer auszuhalten – und für deinen Partner oft kaum nachvollziehbar.
PMDS: Wenn Wut keine Ursache zu haben scheint
Im Gegensatz zum bekannteren PMS geht PMDS weit darüber hinaus. Betroffene erleben emotionale Zustände, die sich wie ein Kontrollverlust anfühlen. Besonders herausfordernd ist die Wut: Sie kommt schnell, heftig – und oft ohne konkreten Auslöser.
In Beziehungen wird diese Wut häufig fehlinterpretiert. Aussagen wie „Du verstehst mich nie!“ oder „Ich kann so nicht mehr!“ treffen tief – auch wenn sie eigentlich ein Hilferuf sind. Es ist nicht die Beziehung, die grundsätzlich problematisch ist. Es sind die Symptome, die alles verzerren.
Viele Frauen verspüren in dieser Phase sogar den Wunsch, sich zu trennen. Diese Impulse sind real – aber sie sind auch Teil des PMDS. Sie spiegeln eine momentane emotionale Überforderung wider, keine dauerhafte Wahrheit.
Was ihr als Paar tun könnt
Auch wenn es sich überwältigend anfühlt: Es gibt Wege, mit PMDS in der Partnerschaft umzugehen – klarer, gelassener und verbindender. Denn: Verständnis schützt vor Eskalation.
1. Verständnis schaffen: Reden über PMDS
Dein Partner kann dich nicht verstehen, wenn er nicht weiß, was du durchmachst. Und du brauchst Raum, in dem du dich mitteilen kannst.
- Sprecht über deine Symptome: Wann treten sie auf? Wie fühlen sie sich für dich an?
- Teilt Wissen: Schaut euch gemeinsam Informationen an, damit klar wird: PMDS ist keine Einbildung – sondern ein medizinisch anerkanntes Muster.
- Plant im Voraus: Vereinbart Strategien für die Tage, in denen du dich verletzlicher fühlst – z. B. Pausen im Streit, Rückzugszeiten oder Codewörter für „Ich kann gerade nicht weitersprechen“.
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2. Trigger erkennen – Spannungen vorbeugen
Kleine Auslöser können in der Lutealphase große Wellen schlagen. Deshalb lohnt es sich, gemeinsam hinzuschauen:
- Gibt es wiederkehrende Themen, die immer wieder zu Konflikten führen?
- Welche Form der Kommunikation hilft dir in dieser Zeit – und welche nicht?
Wichtig: Es geht nicht darum, alles zu vermeiden. Sondern darum, sensibel zu werden für das, was gerade zu viel sein könnte.
3. Eigene Emotionen einordnen – und entlasten
Gefühle sind nie falsch – aber sie verändern sich. Besonders bei PMDS ist es hilfreich, zwischen Impuls und Handlung eine kleine Pause einzubauen.
- Stopp-Momente einbauen: Frage dich: „Ist es mein Partner – oder gerade einfach zu viel?“
- Gefühlsampel nutzen: Teile deinem Partner mit, wie es dir geht – ohne Vorwurf. „Ich bin gerade im Rot-Bereich“ kann helfen, Eskalationen zu verhindern.
- Tagebuch schreiben: Notiere, was dich bewegt. So kannst du Emotionen besser verstehen, bevor du sie in die Beziehung trägst.
4. Gemeinsame Routinen stärken eure Verbindung
Auch wenn du dich zurückziehen möchtest – eure Beziehung braucht kleine Inseln der Nähe. Das kann entlasten und stabilisieren.
- Schafft Rituale: Gemeinsame Spaziergänge, kurze Check-ins oder kleine Alltagsgesten stärken das Gefühl von Miteinander.
- Klarer Rahmen für Belastungstage: Wer übernimmt wann was? Welche Aufgaben stressen dich besonders? Welche entlasten dich spürbar?
- Zeit für dich ist kein Rückzug – sondern Selbstfürsorge: Sag deinem Partner, was du brauchst – und warum das euch beiden hilft.
Wann externe Hilfe sinnvoll ist
Wenn ihr das Gefühl habt, im Kreis zu drehen oder eure Gespräche mehr trennen als verbinden, lohnt sich Unterstützung von außen:
- Paarberatung kann helfen, Muster zu erkennen und neue Gesprächsformen zu entwickeln.
- Medizinische Begleitung ist wichtig, wenn die Symptome sehr stark sind – sprecht mit einem Arzt oder einer Ärztin über mögliche Behandlungswege.
- Gesprächscoaching oder psychologische Beratung bieten Raum, um wieder Klarheit und Handlungsfähigkeit zu gewinnen – zum Beispiel über sprachbasierte Methoden wie das idiolektische Coaching.
Fazit: Wut in der Partnerschaft ist kein Beziehungsurteil
PMDS ist eine Herausforderung. Aber sie muss nicht bedeuten, dass eure Beziehung daran zerbricht. Mit Verständnis, Sprache und klaren Vereinbarungen könnt ihr diese schwierigen Zeiten gemeinsam überstehen – und sogar daran wachsen.
Denn oft reicht ein veränderter Blick auf die eigenen Worte, um neue Wege zu öffnen.
Klar sehen. Klar denken. Besser fühlen.