Wenn die Emotionen im Zyklus Achterbahn fahren, kann gezielte medikamentöse Unterstützung den entscheidenden Unterschied machen – oft schneller, als gedacht.


Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) betrifft etwa 3–8 % der Frauen im gebärfähigen Alter – und stellt eine extreme Form des bekannten PMS dar. Intensive Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Ängste und depressive Verstimmungen können den Alltag massiv beeinträchtigen.

Ein Behandlungsweg, der sich bei PMDS besonders bewährt hat, ist der Einsatz von Antidepressiva, genauer gesagt: selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs). Doch warum wirken sie bei PMDS oft so viel schneller als bei Depressionen? Und wie lässt sich die Behandlung sinnvoll gestalten?

In diesem Artikel erfährst du:

  • Wie Antidepressiva bei PMDS wirken
  • Warum die Wirkung so schnell eintritt
  • Welche SSRIs sich besonders bewährt haben
  • Welche Einnahmestrategien es gibt
  • Was beim Thema „Off-Label-Use“ zu beachten ist
  • Warum interdisziplinäre Zusammenarbeit so wichtig ist

Serotonin-bei-PMDSSprache der Hormone: Wie PMDS das Gehirn beeinflusst

In der zweiten Zyklushälfte (Lutealphase) sinken die Spiegel von Progesteron und Östrogen. Bei Frauen mit PMDS führt das zu einer Dysregulation des Serotoninsystems – ein Botenstoff, der deine Stimmung, deinen Schlaf und dein emotionales Gleichgewicht beeinflusst.

Verbindung zum GABA-System

Serotonin wirkt auch auf das sogenannte GABA-System, das für innere Ruhe und emotionale Stabilität sorgt. Ein Ungleichgewicht hier kann die Symptome zusätzlich verstärken. SSRIs setzen genau an diesem Punkt an, stabilisieren das Serotoninsystem und helfen so, das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen.


Warum SSRIs bei PMDS so schnell wirken

Im Gegensatz zur klassischen Depression zeigen SSRIs bei PMDS oft eine spürbare Wirkung innerhalb von 24–48 Stunden. Grund dafür ist die direkte Verbindung der Symptome zu hormonellen Schwankungen und die hohe Empfindlichkeit der beteiligten Rezeptoren.

Diese schnelle Reaktionszeit kann für betroffene Frauen eine enorme Entlastung bedeuten – besonders in akuten Phasen.


Was bedeutet „Off-Label-Use“ bei Antidepressiva?

In Deutschland sind SSRIs nicht offiziell für PMDS zugelassen. Sie werden also im sogenannten Off-Label-Useverschrieben – eine gängige Praxis, die bedeutet: Das Medikament wird außerhalb der zugelassenen Indikation eingesetzt, weil seine Wirkung wissenschaftlich belegt ist.

Eine zusätzliche Herausforderung: PMDS ist im ICD-10 noch nicht als eigenständige Diagnose gelistet (erst im ICD-11 vorgesehen). Das erschwert häufig die Verschreibung – auch weil sich viele Fachärzt:innen nicht zuständig fühlen.


Wer darf SSRIs verschreiben – und wer nicht?

  • Gynäkolog:innen können SSRIs verordnen – tun es aber oft nicht aus Budgetgründen.
  • Psychiater:innen sehen PMDS häufig als gynäkologische Störung.
  • Hausärzt:innen verweisen oft weiter, statt selbst aktiv zu werden.

Diese Unsicherheiten führen dazu, dass viele Frauen nicht ernst genommen oder abgewiesen werden.

Mein Rat:
👉 Sei klar in deinem Anliegen. Du darfst eine Behandlung einfordern.
👉 Bitte um ein ärztliches Schreiben, falls eine Fachperson nicht selbst verordnen möchte.
👉 Bleib dran – deine Symptome verdienen Aufmerksamkeit und Hilfe.


Übersicht: Gängige SSRIs bei PMDS

Wirkstoff Empfohlene Dosierung Maximale Dosierung Vorteile Nachteile Wirkung auf andere Symptome
Fluoxetin 10-20 mg tgl. 60 mg tgl. Sehr schnelle Wirkung, gute Verträglichkeit, geringe Nebenwirkungen Schlafstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen Zwangsstörungen, Bulimie
Sertralin 50-100 mg tgl. 200 mg tgl. Gute Wirkung bei Angst und Stimmungsschwankungen Kann Durchfall oder Kopfschmerzen verursachen Zwangsstörungen, posttraumatische Belastungsstörung
Citalopram 10-20 mg tgl. 40 mg tgl. Gute Verträglichkeit, auch als Tropfen erhältlich Müdigkeit, Libidoverlust Depression, generalisierte Angststörung
Escitalopram 5-10 mg tgl. 20 mg tgl. Besonders verträglich, feine Dosierung durch Tropfen möglich Mögliche emotionale Abstumpfung Generalisierte Angststörung, Soziale Phobie
Paroxetin 10-20 mg tgl. 50 mg tgl. Wirksam bei Angststörungen, beruhigende Wirkung Hohe Wahrscheinlichkeit von Absetzsymptomen Panikstörung, soziale Angststörungen

Einnahmestrategien: So findest du deinen Weg

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, SSRIs bei PMDS einzunehmen – je nach Zyklus, Alltag und Bedürfnissen:

Einnahmeform Beschreibung Vorteile Nachteile
Kontinuierlich Tägliche Einnahme, unabhängig vom Zyklus Gleichmäßige Wirkung, auch bei anderen psychischen Beschwerden. Meist zu Beginn der Behandlung empfohlen Kann Nebenwirkungen verstärken
Intermittierend Einnahme nur in der Lutealphase (ab Eisprung/ca. 14 Tage vor der Blutung), Absetzung mit Beginn der Blutung (+ 1-2 Tage) Weniger Nebenwirkungen, gezielte Behandlung der PMDS-Symptome Erfordert weiterhin Beobachtung des Zyklus
Kombiniert Mischung aus kontinuierlicher und intermittierender Einnahme, symptomabhängig Flexibel anpassbar Erfordert genau Zyklus- und Selbstbeobachtung

Tipp: Tropfenform (z. B. Citalopram, Escitalopram) ermöglicht besonders feine Dosierung – ideal für intermittierende Einnahme.


SSRIs + Pille: Eine sinnvolle Kombination?

Die gleichzeitige Anwendung von SSRIs und hormonellen Verhütungsmitteln kann helfen, den Hormonhaushalt zu stabilisieren. Besonders bei unregelmäßigen Zyklen oder zusätzlichen Beschwerden kann das sinnvoll sein.

Aber: Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden.


Alternativen zu SSRIs

Hormonelle Therapie
👉 Verhindert den Eisprung, stabilisiert Hormonschwankungen.
⚠ Kann Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme oder Brustspannen verursachen.

SNRIs (z. B. Venlafaxin)
👉 Wirken zusätzlich auf Noradrenalin – hilfreich bei Erschöpfung & Schmerzen.
⚠ Etwas höhere Nebenwirkungsrate (z. B. Schwitzen, Unruhe).

Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) & Coaching
👉 Keine Nebenwirkungen, aber Zeitaufwand.
👉 Stärken Resilienz, helfen im Alltag, besonders in Kombination mit medikamentöser Behandlung.

Pflanzliche Präparate (z. B. Mönchspfeffer)
👉 Bei PMS hilfreich – bei PMDS oft nicht stark genug.


Therapieerfolg dokumentieren: Symptomtagebuch

Ein Symptomtagebuch hilft dir, den Überblick zu behalten und deine Behandlung individuell zu optimieren. Es ist auch ein starkes Argument im Gespräch mit Ärzt:innen.


Fazit: Antidepressiva bei PMDS – ein unterschätzter Gamechanger

SSRIs können für viele Frauen mit PMDS eine lebensverändernde Hilfe sein. Sie wirken schnell, gezielt und verbessern oft schon innerhalb weniger Tage das emotionale Gleichgewicht. Auch wenn der Zugang über das Gesundheitssystem manchmal kompliziert ist – du hast ein Recht auf wirksame Unterstützung.

Ich weiß aus eigener Erfahrung: Der Schritt zu SSRIs war für mich entscheidend. Heute kann ich wieder klar denken, fühlen – und anderen helfen.

Häufige Fragen zu PMDS und Antidepressiva

PMDS zeichnet sich durch schwerwiegende emotionale Symptome in der Lutealphase aus, die nach Beginn der Periode abklingen.

Wenn diese Symptome regelmäßig auftreten und deinen Alltag erheblich beeinträchtigen, solltest du dich an deine Gynäkologin oder einen Psychiater wenden. Antidepressiva wie SSRIs können helfen, die Symptome zu lindern, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen.

Im Gegensatz zur Behandlung von Depressionen wirken SSRIs bei PMDS oft innerhalb weniger Stunden bis maximal ein bis zwei Tagen. Diese schnelle Wirkung ist ein Alleinstellungsmerkmal und beruht auf den hormonellen und neurobiologischen Mechanismen der PMDS.

Nein, SSRIs verändern die Persönlichkeit nicht.

Sie helfen, emotionale Belastungen und depressive Verstimmungen zu lindern, sodass du dich wieder wie „du selbst“ fühlen kannst. In seltenen Fällen berichten Betroffene von einem Gefühl der emotionalen Abstumpfung. Das kann oft durch Anpassungen der Dosis oder einen Wechsel des Medikaments behoben werden.

SSRIs können sowohl von Gynäkolog:innen als auch Psychiater:innen verschrieben werden. Hausärzt:innen haben ebenfalls die Möglichkeit, diese Medikamente zu verordnen.

Wichtig ist, dass die Verschreibung auf der Grundlage einer fundierten Diagnose erfolgt. Lass dich nicht abweisen, wenn deine Symptome klar auf PMDS hindeuten.

Nein, Antidepressiva, insbesondere SSRIs, machen nicht abhängig.

Sie verursachen keine körperliche Abhängigkeit wie Schlaf- oder Beruhigungsmittel. Es kann jedoch zu Absetzsymptomen kommen, wenn die Medikamente abrupt abgesetzt werden. Dies lässt sich durch eine langsame Reduktion der Dosis vermeiden, idealerweise unter ärztlicher Begleitung.

Bei PMDS tritt eine Verschlimmerung der Symptome zu Beginn der Einnahme selten auf, da oft niedrige Dosierungen oder eine intermittierende Einnahme genutzt werden.

In Einzelfällen können anfängliche Nebenwirkungen wie Unruhe, Übelkeit oder Kopfschmerzen auftreten, die jedoch meist nach kurzer Zeit abklingen.

Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, wenn du Bedenken hast.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören leichte Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit, die meist nach kurzer Zeit verschwinden.

Bei langfristiger Einnahme können Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder Libidoverlust auftreten, die durch Anpassung der Therapie oft vermieden werden können.

SSRIs sind bei PMDS sehr effektiv, mit Erfolgsraten von etwa 60–80 % bei den meisten Frauen. Aber wie bei jeder Therapie gibt es individuelle Unterschiede.

Bei einigen Frauen wirken SSRIs möglicherweise nicht ausreichend. In solchen Fällen können alternative Behandlungsansätze wie SNRIs, hormonelle Therapien oder eine Kombination von Maßnahmen hilfreich sein.

Es gibt Alternativen wie hormonelle Therapien (z. B. die Pille), pflanzliche Präparate wie Mönchspfeffer oder psychotherapeutische Ansätze wie CBT.

Auch Coaching kann helfen, emotionale Belastungen und zwischenmenschliche Konflikte besser zu bewältigen

Falls du ein SSRI nicht verträgst, könnte ein Wechsel zu einem anderen Wirkstoff sinnvoll sein, da die Verträglichkeit individuell unterschiedlich ist.

Nicht zwangsläufig. Wenn SSRIs ausschließlich zur Behandlung von PMDS eingesetzt werden, wird die Einnahme in der Regel mit dem Eintritt in die Wechseljahre obsolet. In den Wechseljahren bleiben die hormonellen Veränderungen, die die Symptome von PMDS auslösen, aus. Dadurch klingen auch die Beschwerden ab, und eine medikamentöse Behandlung ist meist nicht mehr notwendig. Wichtig ist, die Therapie regelmäßig mit deiner Ärztin oder deinem Arzt zu besprechen, um rechtzeitig festzustellen, wann die Einnahme beendet werden kann.

Ja, es gibt potenzielle Wechselwirkungen. Einige SSRIs können den Abbau bestimmter Hormone beeinflussen, was die Wirkung der Pille beeinträchtigen könnte. Besprich dies mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, um sicherzustellen, dass beide Behandlungsansätze optimal aufeinander abgestimmt sind.

Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung können die Symptome von PMDS unterstützen, aber sie ersetzen keine medizinische Behandlung.

Eine Ernährung mit ausreichend Magnesium, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin B6 sowie moderater Sport können helfen, Stimmungsschwankungen und Schmerzen zu lindern.

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